Rezension
Autoboyography

von Christina Lauren
Simon & Schuster Verlag, 416 Seiten
Preis: Gebunden: ab 15,99€, TB: ab 8,99€, eBook: ab 10,75€
Inhalt
Vor drei Jahren ist Tanner Scotts Familie vom sonnigen Kalifornien ins mormonisch geprägte Utah gezogen – ein Wechsel, der den bisexuellen Teenager dazu gezwungen hat, seine Sexualität wieder zu verheimlichen. Jetzt beginnt das letzte Schuljahr, und Tanner kann es kaum erwarten, aufs College zu gehen, aus Utah zu verschwinden und endlich wieder er selbst sein zu dürfen. Doch dann trifft er auf Sebastian Brother – Mentor eines Schreibkurses, Sohn des Bischofs, Vorzeigemormone, und außerdem unheimlich gut aussehend. Was Tanner zunächst für eine kurzfristige Schwärmerei hält, wird schnell mehr, und Sebastian muss sich entscheiden, zwischen Tanner und seiner Familie, zwischen seinem wahren Selbst und den Regeln der Gemeinschaft, in denen er sein ganzes Leben verbracht hat.
Meine Meinung
Als ich „Autoboyography“ vor ein paar Wochen auf Goodreads entdeckt habe, bin ich sofort darauf aufmerksam geworden – Religion und Queerness verpackt in einem fluffigen YA-Buch, meine Neugierde war geweckt!
Tatsächlich mochte ich gerade den Mix aus Religion und Queerness sehr gerne. Ich fand es sehr wichtig, wie positiv Sebastian diese beiden Dinge vereint, und wie explizit klar gemacht wird, dass das Problem, das er hat, nicht zwischen seiner Sexualität und Gott entsteht, sondern zwischen seiner Sexualität und der Kirche. Ich mochte es sehr, dass ihm sein Glaube im Laufe des Buches nicht abgesprochen wird, sondern beides friedlich neben- und miteinander existieren kann.
„Autoboyography“ liest sich außerdem sehr schnell und angenehm – leider konnte das Buch mich aber in fast allen anderen Aspekten nicht wirklich überzeugen.
Der Protagonist, Tanner, hatte nur sehr wenig eigene Persönlichkeit – überhaupt hat eigentlich allen Figuren ein wenig der letzte Schliff gefehlt. Ich hatte bei fast allen das Gefühl, dass es sich mehr um Stereotype, als um tatsächlich ausgearbeitete Charaktere handelt, sodass leider keiner von ihnen wirklich im Gedächtnis bleibt. Auch die Handlung schien mir oft mehr Mittel zum Zweck zu sein, als tatsächlich für sich selbst zu stehen – schon allein der Rahmen des Ganzen, das „Seminar“, in dem alle Schüler innerhalb von vier Monaten ein komplettes Buch schreiben sollen, welches am Ende benotet wird, fühlte sich oft mehr als nur unglaubwürdig an. Auch die Romanze ging viel zu schnell voran, um irgendwie glaubhaft zu sein. Überhaupt hatte ich oft das Gefühl, der Roman sei in dieser Hinsicht einfach noch nicht so ganz ausgereift – er wirkt stellenweise wirklich noch mehr wie eine Idee, als eine tatsächlich komplette Geschichte.
Außerdem wirklich problematisch fand ich Tanners Familie. Vor allem seine Eltern werden, im Kontrast zu denen von Sebastian, als wahnsinnig positiv, tolerant und unterstützend dargestellt – ich persönlich fand ihr Verhalten gerade im Bezug auf Tanners Queerness auf mehreren Ebenen aber wirklich absolut nicht okay und selbst für amerikanische Verhältnisse waren ihre „moralischen Werte“ oft furchtbar.
Ich wünschte, das wäre an irgendeiner Stelle des Buches einmal thematisiert worden, befürchte aber fast, dass kein Teil des Autoren-Duos Christina Lauren selbst queer ist, und keine von beiden Autorinnen sich deshalb auch nur ansatzweise der Ernsthaftigkeit der Dinge bewusst ist, die sie Tanners Eltern so leichtfertig tun lassen.
„Autoboyography“ ist ein wirklich fluffiges Buch, das sich sehr schnell liest und außerdem auch eine sehr wichtige Thematik aufgreift, das mich aber leider trotzdem nicht ganz überzeugen konnte. Die wirklich gut dargestellte Beziehung zwischen Sebastians Sexualität und seinem Glauben, sowie die Spannung zwischen ihm und den strengen mormonischen Regeln, hat mir sehr gut gefallen. Sie konnte mich aber leider nicht über die Insta-Love, die teilweise sehr stereotypen Charaktere, die etwas löchrige Handlung und die wirklich problematischen Aspekte von Tanners Familie hinwegtrösten. Schade, denn das Buch hätte wirklich viel mehr Potenzial gehabt!
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