Rezension
His Dark Materials

von Philip Pullman
Everyman's Library Verlag, 1102 Seiten
Preis: Gebunden: ab 16,99€, TB: ab 16,99€, eBook: ab 9,99€
Inhalt
Lyra Belacqua und ihr Daemon, Pantalaimon, verbringen ihre freie und sorgenlose Kindheit zwischen den Gelehrten des Jordan-Colleges, Oxford, in einer magischen Welt, die fast wie die unsere ist, aber eben doch nicht ganz. Die Ankunft von Lyras strengem Onkel Asriel zieht sie jedoch in einen Konflikt hinein, der viel größer ist als alles, was sie sich bisher vorstellen konnte. Das Schicksal, das sie erwartet, wird sie nicht nur in die kalten Gebiete des hohen Nordens führen, sondern noch weit, weit darüber hinaus – denn die Hexen sprechen schon seit Jahrhunderten über die Ankunft dieses Kindes, das eine Entscheidung treffen wird, die nicht nur ihre eigene Welt für immer verändern wird…
Meine Meinung
Ich habe den Film „Der goldene Kompass“ vor über zehn Jahren im Kino gesehen, und fand ihn damals zwar ganz unterhaltsam, aber eben auch nicht so gut, dass ich mich sofort auf die zugehörigen Bücher stürzen wollte. Im Laufe der Zeit habe ich dann immer wieder gehört, wie wenig der Film seiner Buchvorlage eigentlich gerecht wird, sodass ich irgendwann doch neugierig wurde, denn vor allem die Idee, dass jeder Mensch einen Daemon hat – einen Teil seiner Seele, der sich in Tiergestalt außerhalb seines Körpers bewegt – hat mich schon damals sehr fasziniert.
Wenn man als Kind ein wirklich besonderes Buch liest, dann berührt einen das ja oft noch viel tiefer, als man es zu diesem Zeitpunkt weiß – es verändert und formt das eigene Weltbild einfach viel stärker, als es das später bei einem Erwachsenen tun würde. Die magischen Welten, die ich bis zum Alter von etwa 12 Jahren in mich aufgesogen habe, trage ich heute noch wie einen Teil meiner Selbst in mir – wenn ich jetzt als Erwachsene ein derart besonderes Kinderbuch lese, dann ist mir oft bewusst, dass es zwar ein solches Buch ist, aber eben auch, dass es diesen Effekt auf mich einfach nicht mehr hat, nicht mehr haben kann. Die „His Dark Materials“-Trilogie jedoch hat mich auf genau diese Art und Weise berührt, und das war ein derart magisches Erlebnis, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich es wirklich in Worte fassen kann.
Vielleicht konnte „His Dark Materials“ mich auch deshalb so tief beeindrucken, weil es sich bei dieser Trilogie zwar um Kinderbücher handelt, diese aber ganz offensichtlich nicht nur für Kinder geschrieben wurden. Die Geschichte ist derart vielschichtig, komplex, voller Metaphern, Symbole und Verweise auf andere literarische Werke – allen voran natürlich John Miltons titelgebendes „Paradise Lost“ – dass man darin vermutlich mit jedem Reread und in jeder Phase seines Lebens wieder etwas neues entdecken kann.
Philip Pullmans Welt und seine Geschichte haben mich einfach auf jeder Ebene verzaubert. Ich liebe seine Sprache, ich liebe die subtile Art, auf die Lyras Welt sich von unserer unterscheidet, ich liebe die magischen Wesen, die sie bevölkern, und die Art und Weise, wie Pullman sie einfach ganz natürlich erscheinen lässt – beim Lesen seiner Bücher hatte ich fast das Gefühl, dass unsere Welt ebenso von Panzerbären, Hexenclans, und auf Booten lebenden Gyptern bevölkert ist, wie die von Lyra, und ich das vor der Lektüre des Buches wohl einfach vergessen hatte.
Auch die Figuren, die diese fantastische Welt bevölkern, sind derart lebendig und besonders – ob nun der Panzerbär Iorek Byrnison, die Hexe Serafina Pekkala oder der Aeronaut Lee Scoresby, ich habe sie alle ins Herz geschlossen. Besonders schön fand ich in dieser Hinsicht auch, wie nuanciert sie alle waren – natürlich gibt es auch hier die Bösen und die Guten, aber irgendwie hat doch jeder seine eigenen Beweggründe, und Schwarz-Weiß-Malerei, wie es sie in anderen Kinderbüchern oft gibt, findet hier wirklich so gut wie gar nicht statt.
Alle drei Bücher sind voller Abenteuer, Fantasie, Freundschaft, aber auch Philosophie und einer großen Portion Religions- und Kirchenkritik. Mir persönlich war diese stellenweise sogar einen Ticken zu laut, legitim ist sie natürlich trotzdem – und in ihrere Explizität gerade für ein Kinderbuch auch sehr wichtig. Wenn ich sagen müsste, welcher mein Lieblingsband der Reihe ist, könnte ich mich glaube ich nicht zwischen „Northern Lights“ und „The Amber Spyglass“ entscheiden. Als ich den mittleren Band, „The Subtle Knife“, gelesen habe, habe ich mir kurzzeitig Sorgen gemacht, Pullman könnte die Magie des ersten Bandes nicht die ganze Reihe hindurch aufrecht erhalten, doch der letzte – und längste – Band der Trilogie konnte mich wieder vollends begeistern. Ich war tatsächlich richtig traurig, als ich ihn beendet hatte, weil ich am liebsten nochmal 1000 Seiten in Lyras Welt verbracht hätte, so wohl habe ich mich dort gefühlt.
Die „His Dark Materials“-Trilogie ist wirklich etwas ganz, ganz Besonderes, und ich denke, ich werde sie noch viele Male lesen. Ich habe die Bücher wahnsinnig geliebt und möchte sie im Grunde absolut Jedem ans Herz legen – es steckt einfach so viel darin, dass ich mir kaum vorstellen kann, jemand könnte darin nichts für sich finden. Ich weiß jetzt schon, dass diese Buchreihe auf jeden Fall zu den Highlights meines Lesejahres zählen wird!
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