Rezension
Love in the Time of Global Warming

von Francesca Lia Block
Square Fish Verlag, 230 Seiten
Preis: 9,49€
Inhalt
Nach dem Earth-Shaker, dem gewaltigen Erdbeben, das ihre Heimatstadt Los Angeles dem Erdboden gleichgemacht hat, hat Pen alles verloren – ihr Haus, ihre Familie, ihre Freunde, ihr Leben, wie sie es einst kannte. Geleitet von nichts als einer zerfledderten Ausgabe von Homers „Odyssee“ macht sie sich auf, um ihren Bruder zu finden – in das Ödland, das einst Amerika war, und das jetzt allein von menschenfressenden Riesen und einer Handvoll einsamer, veränstigter Überlebender mit seltsamen Fähigkeiten bevölkert zu sein scheint. Nichts ist mehr so wie es war – und auch Pen merkt, dass sie ihr altes Ich zurücklassen muss, wenn sie sich in dieser neuen Welt beweisen will.
Meine Meinung
„Love in the Time of Global Warming“ ist ein sehr außergewöhnliches und besonderes Buch, das sich gar nicht so einfach in nur eine Kategorie stecken lässt. Ein wilder Mix aus Dystopie, Abenteuer, Freundschaft, Liebe, Fantasy und Mythologie, und doch alles ganz sanft und leicht zusammengewoben, getragen von viel Symbolismus und einer wunderschönen Sprache.
Dieses komplizierte, vielschichtige Gebilde auf nur 230 Seiten unterzubringen war bestimmt keine leichte Aufgabe – und obwohl Francesca Lia Block sie wahnsinnig gut erfüllt hat, so kann sie wohl leider doch keine Wunder wirken, sodass die ein oder andere Sache doch manchmal ein wenig zu kurz kommt. Stellenweise hätte ich mir durchaus ein paar Seiten mehr gewünscht, die dem ganzen Geschehen noch etwas mehr Tiefgang verliehen hätten – so werden dramatischste Plot Twists oft in nur ein paar Sätzen abehandelt, was wirklich schade ist.
Obwohl „Love in the Time of Global Warming“ mit Sicherheit ein mitreißendes, episches Abenteuer hätte sein können, wenn es ein paar hundert Seiten länger gewesen wäre, hätte es dadurch aber auch etwas von seiner Einzigartigkeit verloren – denn gerade weil es sich so leicht und beinahe wolkig liest, entsteht erst der ganz besondere Charakter dieses Buches. Aufgrund seine Kürze und der Tatsache, dass es nicht jeden Gedanken und jede Wendung bis zum Ende hinverfolgt, liest es sich nämlich genauso mysthisch wie es sein soll: sprunghaft, stellenweise fast skurril und dabei auf magische Weise anziehend – wie ein Traum.
Neben dieser einzigartigen Erzählweise mochte ich vor allem die Charaktere sehr gerne – Francesca Lia Block schafft mit Pen, Hex, Ez und Ash in nur wenigen Worten vier so wunderbare, einzigartige und wahnsinnig liebenswerte Charaktere wie andere Autoren es in tausend Seiten nicht schaffen. Ich könnte gar nicht sagen, wen von ihnen ich am liebsten mochte, denn sie sind mir alle wahnsinnig ans Herz gewachsen – bei einem Buch dieser Länge hätte ich das absolut nicht in diesem Ausmaß erwartet.
Auch nicht unerwähnt lassen will ich dabei die Queerness der Figuren. Dass die Protagonistin, Pen, bisexuell ist wusste ich bereits bevor ich „Love in the Time of Global Warming“ begonnen habe, aber ich habe wirklich nicht damit gerechnet, wie viel mehr in dieser Hinsicht noch in dem Buch steckt. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber diesen Aspekt fand ich wirklich nicht nur interessant sondern auf seltsame Art und Weise und sehr entspannend und beinahe tröstlich – ich kann mich wirklich nicht erinnern, schon jemals ein Buch mit so wenig Cis-Heterosexualität gelesen zu haben.
Alles in Allem ist „Love in the Time of Global Warming“ ein sehr spezielles Buch, das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Aufgrund seiner einzigartigen Erzählweise ist es bestimmt nicht für jeden etwas, und wer hier ein actionreiches Abenteuer erwartet, in dem dem Leser jedes noch so kleine Gedankenfitzelchen genauestens erklärt wird, der wird sicher auch enttäuscht werden, aber mir hat diese ganz besondere, offensichtlich von Homers „Odyssee“ inspirierte Geschichte wirklich, wirklich gut gefallen.
Ich bin jedenfalls froh, dass dieses kleine Juwel mein erstes Buch 2017 war, und hoffe, auch die Fortsetzung, „The Island of Excess Love“, bald lesen zu können!
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