Rezension
Rivers of London

von Ben Aaronovitch
Deutscher Titel: Die Flüsse von London
Orion Publishing Group Verlag, 390 Seiten
Preis: 8,99€
Inhalt
»Können Sie beweisen, dass Sie tot sind?«
Peter Grant ist Police Constable in London mit einer ausgeprägten Begabung fürs Magische. Was seinen Vorgesetzten nicht entgeht. Peter selbst glaubt eigentlich gar nicht an das Übernatürliche – bis plötzlich Thomas Nightingale auf den Plan tritt, Polizeiinspektor und außerdem der letzte Zauberer Englands. Er wird Peter in den Grundlagen der Magie ausbilden. Ein Mord in Covent Garden führt den frischgebackenen Zauberlehrling Peter auf die Spur eines bösartigeren und rachsüchtigen Geistes, der gewöhnliche Menschen in groteske Abbilder ihrer selbst verwandelt und ein Drama aus Verzweiflung und Gewalt schürt.
Meine Meinung
Ich habe „Rivers of London“ vor einiger Zeit bei einem Giveaway gewonnen und da ich eigentlich nur gutes über das Buch gehört hatte, habe ich mich sehr gefreut, als der Zwitscherbooks-Buchclub es letzten Monat zu seinem nächsten Buch wählte.
Zuerst war ich von dem Buch geradewegs begeistert – der Schreibstil ist locker, sarkastisch und tatsächlich witzig, ohne irgendwie gezwungen zu wirken, und auch die Welt und die Magie ist in „Rivers of London“ wirklich gut durchdacht und interessant gestaltet. Ich mochte es, wie wissenschaftlich Peter an die ganze Sache herangegangen ist, ich mochte den linguistischen Einfluss, und überhaupt hätte ich gerne noch viel mehr über all diese Dinge erfahren.
Ich mochte außerdem, wie viel Mühe der Autor sich gegeben hat, sein Buch divers zu machen, indem er eine ganze Reihe von Charakteren – inklusive dem Protagonisten, Peter – ausdrücklich nicht weiß geschrieben hat. Auch die Nebencharaktere sind mir alle sofort ans Herz gewachsen – der mysteriöse Nightingale, die schweigsame Molly, die aufbrausende Beverley und auch Peters Freundin von der Poilzeiausbildung, Lesley, sind alle wahnsinnig liebenswert und interessant.
Je mehr ich von dem Buch gelesen habe, desto mehr ist mir allerdings sein Protagonist auf die Nerven gegangen – zum Ende hin wurde es so schlimm, dass ich mich tatsächlich zwingen musste, das Buch überhaupt noch aufzuschlagen. Hätte ich es nicht im Buchclub gelesen, dann hätte ich es wahrscheinlich einfach abgebrochen.
Zu Beginn ist es nur Lesley, die von Peter ohne Unterlass sexualisiert und objektifiziert wird, und obwohl mir das schon tierisch gegen den Strich gegangen ist, konnte ich es mir zumindest noch dadurch erklären, dass er offensichtlich einfach wahnsinnig in sie verknallt war. Aber mit jedem anderen weiblichen Charakter, der auftritt, tut er genau dasselbe – wirklich jede Frau, die in „Rivers of London“ eine Rolle spielt ist im Grunde nur dazu da, Peters sexuelle Fantasien anzuregen. Es ist ekelhaft.
Außerdem immer wieder aufgestoßen sind mir die generalisierenden Kommentare, die Ben Aaronovitch über schwarze/afrikanische Familien einstreut. Peters Mutter stammt aus Sierra Leone und diese Aussagen sollten vermutlich immer wieder auf seine Abstammung hinweisen – allerdings hat es für mich doch einen sehr schalen Beigeschmack, wenn ein weißer, britischer Autor sich in seinem Buch pausenlos darüber auslässt, dass schwarze/afrikanische Frauen nur Kinder kriegen würden, damit diese ihre Hausarbeit erledigen, oder dass sie diese ohnehin pausenlos schlagen würden.
„Rivers of London“ ist wirklich ein prima Beispiel dafür, dass ein Autor, der seinem Buch einen schwarzen Protagonisten gibt, sehr wohl noch deutlich rassistisch sein kann. Das hat mir wirklich gründlich den Spaß an dem – davon abgesehen eigentlich spannenden und unterhaltsamen – Buch genommen.
Alles in Allem ist „Rivers of London“ ein Buch mit einer tollen Grundidee, das viel Potenzial gehabt hätte, wenn es nur jemand anderes geschrieben hätte. Oder wenn es aus der Sicht von Lesley oder Nightingale erzählt worden wäre. Oder Peter einfach auf den ersten zehn Seiten gestorben wäre. So werde ich die Reihe leider definitiv nicht weiterlesen – dafür ist in dem Buch einfach zu viel grundlegend falsch gelaufen. Schade!
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