Rezension
Warm Bodies

von Isaac Marion
Deutscher Titel: Mein fahler Freund
Vintage Verlag, 240 Seiten
Preis: 8,49€
Inhalt
R ist ein Zombie. Er hat keinen Namen, keine Erinnerungen und keinen Puls. Wie die anderen Zombies verbringt R seine Zeit mit Herumstehen und Stöhnen – und doch ist er anders als die meisten seiner untoten Kameraden, denn R hat Träume.
Inmitten den Ruinen einer verlassenen Stadt trifft R auf Julie. Er weiß nicht warum, aber er verliebt sich unsterblich in sie – ausgerechnet in ein lebendes menschliches Wesen. Und plötzlich ist sein Zombie-Dasein R nicht mehr genug. Er möchte atmen, leben, lieben – und Julie will ihm dabei helfen.
Meine Meinung
Ich wusste nicht so wirklich, was mich erwarten würde, als ich mich entschloss, „Warm Bodies“ zu lesen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht wirklich damit gerechnet habe, dass es mir gefällt. Paranormale Romanzen in Jugendbüchern gehen mir schon eine ganze Weile auf die Nerven, und die Tatsache, dass der Protagonist in diesem Buch ein Zombie ist macht das Ganze auch nicht wirklich besser – eher noch ein wenig ekliger.
Würde ich dieses Semster nicht eine Hausarbeit über Zombies schreiben, dann hätte ich „Warm Bodies“ also vermutlich nie zu Hand genommen – und auch nie erfahren, was ich dabei verpasst hätte!
Schon von der ersten Seite an war mir klar, dass ich völlig falsche Vorstellungen von dem Buch hatte. Es war zuerst einmal wahnsinnig witzig, Rs Gedanken über das Leben, den Tod und vor allem das Zombiedasein an sich zu verfolgen. Die Sprache und die Bilder, deren Isaac Marion sich dabei bedient, wäre in jedem anderen Kontext viel zu hochtrabend und überzogen, aber in Kombination mit der Tatsache, dass R kaum ein Wort mit mehr als zwei Silben hervorbringen kann, war es einfach nur großartig.
Da ich Shakespeares „Romeo und Julia“ nie gelesen habe ich die meisten Parallelen zu R und Julie vermutlich einfach überlesen, aber auch ohne diese literarische Verknüpfung hat mir die Romanze der beiden ganz gut gefallen. Ich bin wie gesagt kein großer Fan solcher Liebesgeschichten, aber dadurch, dass die Beziehung der Beiden bei weitem nicht das alleinige Thema von „Warm Bodies“ ist, lässt sie sich sehr gut lesen.
Das liegt wahrscheinlich auch vor allem daran, dass ich sowohl Julie als auch R sehr gerne mochte. Überhaupt sind die Charaktere der wohl größte Pluspunkt dieses Buches – R mochte ich wie gesagt schon vom ersten Satz an, und auch sonst sind die Figuren von „Warm Bodies“ mir schnell ans Herz gewachsen. Vor allem hat es mich gefreut, dass weder Julie noch ihre Freundin Nora dem Klischee des braven, ruhigen, unscheinbaren Mädchens entsprechen, das man sonst oft in Büchern dieses Genres findet. Besonders beeindruckt war ich außerdem davon, dass Isaac Marion es sogar schafft, Rs Freund M, einen Zombie, der wie alle Zombies kaum spricht sondern nur stöhnt und durch die Gegend schlurft, von dem man als Leser im Laufe des Buches wirklich nur eine Handvoll richtiger Wörter zu hören bekommt, zu einer dreidimensionalen, lebensechten Figur, mit Ecken, Kanten und vor allem Persönlichkeit zu machen.
Außerdem sehr interessant fand ich die Zombies an sich, die in vielerlei Hinsicht ganz gewöhnliche, klassische Zombies sind, aber irgendwie eben doch ihre eigenen Strukturen haben und – zwar begrenzt, aber immerhin – untereinander kommunizieren können. Was die Zombieapokalype in der Welt von „Warm Bodies“ ausgelöst hat wird im Buch nie richtig aufgeklärt – zum Ende hin äußert Julie aber eine Vermutung, durch die das Thema noch einmal von einer neuen Seite angegangen wird und die mir sehr gut gefallen hat.
Zwar war in „Warm Bodies“ nicht alles perfekt – besonders gestört haben mich die fettphobischen/-feindlichen Kommentare, die vor allem von Julie ab und zu geäußert wurden. Volle fünf Sterne will ich deshalb also nicht vergeben, trotzdem bin ich aber froh, das Buch gelesen zu haben.
„Warm Bodies“ ist unheimlich humorvoll, aber es ist noch so viel mehr als das – düster, philosophisch angehaucht, ein wenig gruselig und stellenweise sogar irgendwie eklig, aber auch spannend, mitreißend und vor allem sehr originell. Ich hoffe wirklich sehr, dass ich bald die Zeit dazu finde, auch das Prequel und die Fortsetzung dieses Buches zu lesen!
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