Rezension

Watership Down

von Richard Adams

Deutscher Titel: Unten am Fluss

Penguin Verlag, 472 Seiten

Preis: Hardcover: ab 10,49€, TB: ab 7,99€, eBook: 3,48€

Inhalt

Das junge Kaninchen Fiver ist überzeugt, dass dem Kaninchenbau eine unaussprechliche Gefahr droht, doch niemand will auf ihn hören. Und warum sollten sie auch, wo es doch Frühling ist, das Gras schön saftig und das Leben gut? Nur eine Handvoll Kaninchen lassen sich überzeugen, die Sicherheit des Baus zu verlassen, bevor es zu spät ist. Gejagt von ihren alten Freunden, von Hunden, Füchsen und Menschen, umgeben von zahllosen Gefahren, träumen die Kaninchen von einer neuen Heimat im abgelegenen Watership Down und begeben sich auf das Abenteuer ihres Lebens…

Meine Meinung

Ich hatte mir schon lange überlegt, „Watership Down“ zu lesen. Als Kind habe ich den Film gesehen – fatalerweise ab 6 Jahren freigegeben, obwohl er nicht nur ziemlich gruselig sondern auch wahnsinnig grausam und blutig und ganz generell absolut nichts für Kinder in diesem Alter ist – und hatte danach jahrelang Albträume. Noch im Teenageralter bin ich ab und zu panisch aus einem dieser Träume erwacht und dachte, das – in der deutschen Fassung relativ unmelodisch übersetzte – „schwarze Kaninchen des Todes“ vor mir zu sehen, das in der Kaninchenkultur von Richard Adams‘ Welt eine große Rolle spielt. „Watership Down“ hatte also für mich immer einen ganz furchtbar negativen Stempel, und ich war mir nicht sicher, ob ich das Buch wirklich lesen wollte, obwohl die vielen wahnsinnig positiven Stimmen mich doch neugierig gemacht haben. Ich habe mir nun endlich einen Ruck gegeben und mir das Buch vor unserem einwöchigen Portugalurlaub zugelegt – schließlich kann wirklich niemand bei 30°C am Strand Angst vor irgendwelchen obskuren Kaninchen haben.

Ich bin sehr froh, mich endlich wieder an diese Erzählung herangetraut zu haben, denn sie ist wirklich ganz zauberhaft. „Watership Down“ liest sich wie ein Märchen – nicht nur wegen der sprechenden Tiere sondern auch wegen der weichen, fast fließenden Schreibweise und der Kaninchen-Perspektive, die einem unsere ganz normale Welt plötzlich aus einem komplett anderen, fast magisch anmutenden Blickwinkel zeigt.
Hazel, Fiver, Bigwig & Co. sind mir unheimlich ans Herz gewachsen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, mich je so gut in eine Gruppe fiktiver Kaninchen einfühlen zu können, doch Richard Adams schafft es, jedem von ihnen eine eigene Persönlichkeit zu geben. Mein einziger Kritikpunkt in dieser Hinsicht ist, dass es kaum weibliche Kaninchen gibt, die eine Rolle spielen – die meisten von ihnen bekommen nichtmal einen Namen, was ich wirklich sehr schade fand. Die Kaninchen haben aber nicht nur eigene Persönlichkeiten, sondern auch eine komplett eine Kultur, mit eigenen Legenden und einer eigenen Sprache, die ebenfalls wirklich überzeugend rüberkam – nicht zuletzt wahrscheinlich aufgrund der sehr ernsthaft wirkenden Fußnoten, in denen die Aussprache von verschiedenen Namen oder Begriffen erklärt wird. Dabei lässt Adams allerdings auch immer wieder Bemerkungen über Kaninchenverhalten und -biologie einfließen, sodass man bei der Lektüre nicht nur etwas lernt, sondern auch zu keinem Zeitpunkt vergisst, dass es sich tatsächlich um Kaninchen handelt.
Die Geschichte wirbelt einen von Abenteuer zu Abenteuer – umgeben von wilden Raubtieren und -vögeln bis hin zu Menschen mit Gewehren und reißenden Flüssen, aber auch den eigenen Artgenossen, hoppeln die Kaninchen von einer Gefahr in die nächste – sodass ich schon bald gar nicht mehr aufhören konnte, zu lesen. Besonders schön fand ich aber, dass es in dem Buch eben nicht nur um Abenteuer geht, sondern es auch viel deutliche Gesellschaftskritik gibt. Ich denke mir, dass „Watership Down“ deshalb auch ein wirklich tolles Buch für Eltern ist, um es ihren (nicht mehr ganz kleinen) Kindern vorzulesen und ihnen dabei ganz nebenbei soziale und politische Probleme erklären zu können – so ist es wahrscheinlich auch gedacht, denn es entstand eigentlich als Gutenachtgeschichte für Richard Adams‘ Tochter.

Alles in Allem kann ich nur sagen, dass mir „Watership Down“ wirklich unheimlich gut gefallen hat – es ist eine einzigartige Geschichte, die einen mit auf eine weite Reise nimmt und einen dabei die Welt um sich herum komplett vergessen lässt. Eine spannende und mitreißende Erzählung, die gleichzeitig auch sehr sanft und einfach nur wunderschön ist. Das Buch wird mir mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben.
Auch den Film habe ich inzwischen übrigens nochmal gesehen und mochte ihn sehr – umso gespannter bin ich jetzt auf die Netflix-Miniserie, die dieses Jahr noch erscheinen soll!

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